Foto-Echo: UrbEx auf der anderen Seite der Welt

In der Artikelserie ‘Foto-Echo‘ greife ich mir ein Foto aus meinem Archiv und denke darüber nach wie sich meine Fotografie im Lauf der Zeit entwickelt und was mir bei der Fotografie wichtig ist.

… wie es war als ich zum ersten Mal eine längst verlassene Eisenhütte besuchte, auf der anderen Seite der Welt, in New South Wales, Australien. Das Jahr ist 2004, es ist die Zeit zwischen den Jahren und es ist brüllend heiß. Willkommen im Land wo Weihnachtsfeiern am BBQ-Grill unter freiem Himmel stattfinden.

Kurz vor Weihnachten hatte ich die Arbeiten an einem Projekt in Melbourne abgeschlossen und spontan die Möglichkeit genutzt einen zweiwöchigen Roadtrip durch den australischen Südosten zu machen. Here we are.
Verlassene Häuser, Städte, Industrieflächen – all das ist in Australiens Geschichte seit der Besiedlung durch Europäer ganz alltäglich.

Das Muster ist auch hier das gleiche wie andernorts: was von Wert ist wird sofort mitgenommen, im Laufe der Zeit nehmen sich Menschen in der Region einiger Kleinigkeiten an. Anschließend überwuchern Gebäude und Strukturen mit Pflanzen und verfallen zusehend. Bis eines Tages nur noch grobe Strukturen erkennbar sind.
Industrie-Archäologie nennt man sowas dann oder auch ‘Alte-Leute-UrbEx’. Der ‘Exploration’-Part ist offen gesagt kaum der Rede wert. Die Locations sind im Reiseführer ausgewiesen, Schautafeln vor Ort erklären mit einfachen Worten was die meisten Besucher nicht wissen und Risiken und gefahren sind mit dem rumspazieren im Gelände kaum vorhanden.

Im Falle der Lithgow Blast Furnace Plant (Hochöfen, hier wurde nur Roheisen gegossen, engl. pig iron) wurde die Anlage Anfang des 20sten Jahrhunderts gebaut und schon Ende der 1920er wieder aufgegeben. Als die Gemeinde Ende der 1980er den Tourismus für sich entdeckte wurde das Gelände aufgeräumt, Löcher zugeschüttet und die Schautafeln aufgestellt.
So sind die Hochöfen-Fundamente zu sehen, die Abstichkanäle, die Gusswannen, die Aussenmauern der Generatorenhäuser. Sogar die Schlackeringe die sich im unteren Teil der Hochöfen abgelagert hatten liegen noch rum.

Trotzdem nach knapp achtzig Jahren nicht viel übrig ist, kann man doch noch einiges erkennen und dank der Schautafeln auch gut zuordnen. Man blickt auf das Gelände und vergleicht den Anblick mit einem Bild der Einweihungsfeier der Anlage. Ein perfektes Echo.

Urban Exploration ganz einfach, kaum mit Risiken verbunden (macht trotzdem Spass) und völlig legal. Warum gibt’s das nicht auch bei uns?
Das gibt es und die ein oder andere Location dieser Art in Deutschland wird es auch noch in diesen Blog schaffen.

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